Man-made Hazards (Anthropogene Katastrophen)

Das CEDIM Projekt "Risikokarte Deutschland – Man-made Hazards (Anthropogene Katastrophen)" entwickelt Methoden zur Bewertung und geographischen Darstellung von Risiken durch mensch-gemachte Gefährdungen zweier grundsätzlicher Arten:

1. Unfallgefahren ausgelöst durch technisches, menschliches oder organisatorisches Versagen,
2. Böswillige und daher kaum vorhersehbare Handlungen von Personen oder Gruppen, besonders Terror.

Die bislang veröffentlichten Ergebnisse beziehen sich schwerpunktmäßig auf das Risiko für Menschen und deren Gesundheit, die durch Kernkraftwerke, Luftverkehr und Terroranschläge auf Großveranstaltungen entstehen.

 
Terroranschläge in Madrid 2004

Projektbeschreibung

Forschungsteam

Das Team Man-Made Hazards setzt sich aus Wissenschaftlern unterschiedlichster Fachdisziplinen wie Betriebswirtschaft (Risikomanagement und Versicherung), Wirtschaftsingenieurwesen, Geographie, Informatik und Mathematik zusammen. Im Rahmen von Projektseminaren werden auch Studierende des Wirtschaftsingenieurwesens in die Forschung eingebunden.

Untersuchte Arten der Gefährdung

Grundsätzlich sind zwei Typen menschlich induzierter Katastrophen zu unterscheiden:

  1. technisches, menschliches oder organisatorisches Versagen, welches Unfälle auslöst,
  2. böswillige Handlungen von Personen oder Gruppen. Terroristische Attacken bilden hierbei den Untersuchungsschwerpunkt.

Da sich diese zwei generellen Formen stark unterscheiden, sind für Risikobewertung und geographische Darstellung unterschiedliche Methodiken vonnöten.

Unfälle

Hierbei umfasst die Methodik folgende Arbeitspakete:

  • Auswertung von Unfallstatistiken der Vergangenheit als Grundlage für ein probabilistisches Vorgehen der Risikoabschätzung


Statistiken störender Ereignisse in Atomkraftwerken in Deutschland

  • Analyse von Case Studies und eigene Szenariobetrachtungen für eine ergänzende deterministische Risikoabschätzung
    -Festlegung geeigneter Intensitätsparameter und Indikatoren für die Vulnerabilität hinsichtlich jeder einzelnen Gefährdungsart
  • Inventarisierung von Kritischen Infrastrukturen als Quellen der Gefährdung (geographische Lage, Gefährdungspotential)




Inventarisierung Kritischer Infrastrukturen des Flugverkehrs

  • Risikobewertung durch Verschneidung der Informationen zu Kritischen Infrastrukturen mit solchen über bedrohte Personen/Sachwerte und deren Vulnerabilitäten





Risikoabschätzung für Atomkraftwerke Neckarwestheim, Obrigheim

Die betrachteten Gefährdungsarten reichen von Verkehrskatastrophen in Schienen-, Straßen- und Luftverkehr bis zu Industrieunfällen mit Potential für Stofffreisetzungen/Explosionen (Prozessindustrie) sowie in Atomkraftwerken.

Böswillige Handlungen

Arbeitspakete

  • Auswertung von Datenbanken zu terroristischen Anschlägen
  • Bedrohungsanalyse: Unterscheidung verschiedener Täterbilder


Terrorismus – Bedrohungsanalyse und Anschlagsszenarien

  • Expertenbetrachtung zu Anschlagsszenarien inklusive Abschätzung der detaillierten Schadenwirkung für plausible Einzelszenarien
  • Inventarisierung von Kritischen Infrastrukturen als potentielle Angriffsziele (geographische Lage, strukturelle Vulnerabilität und Attraktivität hinsichtlich terroristischer Angriffe)



Botschaften in Berlin als potentielle terroristische Anschlagsziele

  • Risikobewertung durch Verschneidung der Informationen zu Kritischen Infrastrukturen, der Schadenwirkung bestimmter Anschlagsszenarien und der in der Umgebung betroffenen Personen/Sachwerte.

Schwerpunkte der Betrachtung umfassen einerseits konventionellen Terrorismus wie Angriffe auf Botschaftsgebäude und andererseits „neuen“ Terrorismus mit „weichen“, d.h. schwer sicherbaren Zielen mit großem Menschenaufkommen ohne speziellen Symbolgehalt wie Großveranstaltungen, z.B. die Fußball-WM in Deutschland 2006.

Eine detaillierte Vorstellung der Methodik und die Darstellung einzelner Ergebnisse zu Risiken in Luftverkehr, bei Atomkraftwerken und durch Terrorangriffe auf Großveranstaltungen finden sich in Borst et al., 2006 (https://www.nat-hazards-earth-syst-sci.net/6/779/2006/nhess-6-779-2006.pdf).

Literatur

  • Thomann, C. (2003): Pool Re: Versicherung von Terrorrisiken in Großbritannien, Band 20 Hannoveraner Reihe, Karlsruhe.
  • Benzin, A. (2005): Versicherungstechnische Bewertung unterschiedlicher Deckungskonzepte für Terrorismusrisiken, Karlsruher Reihe II - Risikoforschung und Versicherungsmanagement Band 4, Karlsruhe.

Publikationen


Murshed, S. M., D. Borst, B. Guse, G. Grünthal, P. Heneka, T. Hofherr, H. Kreibich, B. Merz, K. Poser, S. Tyagunov, A. Thieken   Comparative risk assessment of natural hazards: where the opportunities lie in catastrophic precaution.   8. Forum DKKV/CEDIM: Disaster Reduction in Climate Change 15./16.10.2007, Karlsruhe University (2007)    

Murshed, S.M., D. Borst, U. Werner   Menschgemachte Katastrophenrisiken und ihre Ursachen.   Geographie und Schule, Heft 169, Oktober 2007    

Borst, D., D. Jung, S.M. Mzurshed, U. Werner   Development of a methodology to assess man-made risks in Germany.   Nat. Hazards Earth Syst. Sci., 6, 779-802. (2006)    

D. Borst, D. Jung, S. M. Murshed, and U. Werner (2006)   Development of a methodology to assess man-made risks in Germany.   Natural Hazards and Earth System Sciences 6(5): 779-802.   » Link

Werner, U., Lechtenbörger, Ch. & D. Borst (2004)   Project Man-Made Hazards (CEDIM) - First Results.   In: Malzahn and Plapp (eds.): Disasters and Society - From Hazard Assessment to Risk Reduction, Berlin, S. 399-406.    

Werner, U., Lechtenbörger, Ch. (2004)   Phänomen Terrorismus. Die institutionelle Bearbeitung dieser Bedrohung in Deutschland.   Homeland Security, 1 (2):16-22.