Hochwasserschutz und Dürreschutz zusammendenken
Der Klimawandel, wie er unter anderem auch in Deutschland und Baden-Württemberg in Form von langanhaltender Trockenheit und Wassermangel in Erscheinung tritt, birgt große wirtschaftliche und ökologische Risiken. So gehören die jüngsten Dürren 2018-2020 und 2022 zu den gravierendsten in Deutschlands jüngerer Geschichte, die unter anderem zu einer deutlichen Erhöhung des landwirtschaftlichen Bewässerungsbedarfs führte. So hat sich zwischen 2009 und 2022 die bewässerte Ackerfläche in Baden-Württemberg um 61% erhöht, und der Bedarf wird zukünftig wahrscheinlich weiter steigen.
In diesem Zusammenhang untersuchte das KIT Institut für Wasser und Umwelt, Fachbereich Hydrologie (IWU-HYD) im Rahmen eines von CEDIM und der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg LUBW geförderten Forschungsvorhaben die Möglichkeiten der Nutzungserweiterung von bestehenden Stauanlagen in Baden-Württemberg. Bisher wurden Stauanlagen – insbesondere kleine und mittlere – hauptsächlich für den Hochwasserschutz errichtet und betrieben. In dem Forschungsvorhaben wurde die Simultannutzung für den Hochwasser-, Hitze- und Dürreschutz exemplarisch an dreißig repräsentativen Stauanlagen untersucht.
Die wesentlichen Ergebnisse der Studie sind:
- Nutzt man das in den Speichern zurückgehaltene Wasser für eine Niedrigwasseraufhöhung bei Wassermangel, können an vielen Becken bis zu siebzig Prozent der Wassermangelsituationen behoben werden, ohne die Hochwasserschutzfunktion der Speicher zu verringern.
- Nutzt man das in den Speichern zurückgehaltene Wasser für die landwirtschaftliche Bewässerung in einer 25 km² großen Region um den Speicher herum, konnte an zwei Dritteln der Speicher der gesamte Bewässerungsbedarf gedeckt werden, ohne die Hochwasserschutzfunktion der Speicher zu verringern.
- Legt man der Speichersteuerung reale Bedingungen zugrunde, d.h. Entscheidungen werden auf Basis von Wetter- und Zuflussvorhersagen getroffen, führt dies wegen der Vorhersageunsicherheit zu einer geringeren, aber immer noch deutlichen Wirksamkeit der Speicher. So konnten bei der für die Niedrigwasseraufhöhung sieben Becken weiterhin mehr als 70% des Wassermangels ausgleichen, für die landwirtschaftliche Bewässerung war dies sogar bei 17 Becken der Fall.
Weitere Informationen unter:
Ho, S. Q.-G., Ehret, U. (2025): Is drought protection possible without compromising flood protection? Estimating the potential dual-use benefit of small flood reservoirs in southern Germany, Hydrol. Earth Syst. Sci., 29, 2785–2810, https://doi.org/10.5194/hess-29-2785-2025.
Zugehöriges Institut am KIT: KIT-Institut für Wasser und Umwelt (IWU)
Autoren: Sarah Quynh-Giang Ho & Uwe Ehret (Dezember 2025)