Wahrnehmung von öffentlich-privaten Partnerschaften im Krisenkontext

Bevölkerungsumfrage untersucht die Risikowahrnehmung sowie die Haltung der Bevölkerung zu öffentlich-privaten Partnerschaften in Krisenkontexten.

Staatliche Behörden der Katastrophenvorsorge und des Krisenrisikomanagements kommen bei der Bewältigung großflächiger Schadenslagen sowohl an ihre materiellen als auch an ihre personellen Grenzen. Dies wurde zuletzt während der COVID19-Pandemie deutlich spürbar. Gleichzeitig konnten kurzfristig initiierte Beiträge der Privatwirtschaft die materielle Versorgungslage während der Pandemie deutlich verbessern, indem beispielsweise flexible Produktionsumstellungen zur Maskenproduktion vorgenommen wurden. Dies liegt daran, dass einerseits staatliche Akteure für die Versorgung der Bevölkerung im Krisenfall verantwortlich sind, sie andererseits aber bei der Bewältigung dieser Aufgabe auf fremde Hilfe angewiesen sind. Private Unternehmen können mit ihrem Know-how, Ressourcen und Infrastrukturen dabei eine wichtige Rolle spielen.

Generell wird das vollständige Potenzial öffentlich-privater Partnerschaften in der Katastrophenhilfe bisher jedoch nicht ausgeschöpft und ist zudem auf positive Akzeptanz der Bevölkerung angewiesen. Ein zentraler Faktor des Krisenmanagements ist es, widerstandsfähige Versorgungssysteme aufzubauen. Dabei wird im Rahmen des NOLAN-Projekts analysiert, wie wichtig Partnerschaften (sowohl kurzfristig initiierte als auch langfristige) zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor sind und welche Rolle die Bevölkerung dabei spielt.

Deshalb wurde im Projekt eine Studie durchgeführt, welche mithilfe einer Bevölkerungsumfrage die Risikowahrnehmung im Allgemeinen sowie die Wahrnehmung öffentlich-privater Partnerschaften im Krisenkontext aus Sicht der Bevölkerung untersuchte. Bezüglich der öffentlichen Wahrnehmung der Einsatzbereitschaft von Firmen in Krisen wurde vor allem untersucht, ob die Bevölkerung das Engagement als selbstlos und engagiert oder lediglich als eigennütziges Verhalten, welches auf Kosten der Betroffenen geht, einschätzt. Zusätzlich wurde hypothetisch abgefragt, ob die Bevölkerung eine erhöhte Zahlungs- und Kaufbereitschaft gegenüber den Produkten einer engagierten Firma zeigen würde. Neben den moralisch begründeten Hilfsmaßnahmen spielen hierbei ökonomische Gründe eine wesentliche Rolle. Dies ist für Unternehmen von besonderer Bedeutung, da sie beispielsweise die Rentabilität ihrer Investitionen wirtschaftlich rechtfertigen müssen.

Insgesamt wurde eine positive, öffentliche Resonanz gegenüber Firmeneinsätzen in Krisen beobachtet, sodass auf eine Befürwortung und Wertschätzung des Krisenengagements von Unternehmen geschlossen werden kann. Damit einhergehend wurde eine erhöhte potentielle Kaufbereitschaft für Produkte der engagierten Firmen gemessen. Des Weiteren konnte die Studie feststellen, dass die Bevölkerung einen Versorgungsengpass an lebensnotwendigen Gütern in Deutschland als unwahrscheinlich einschätzt und wenig über bereits existierende Partnerschaften zwischen Staat und Privatwirtschaft zur gemeinsamen Krisenintervention weiß.

Hier gibt es mehr Information zum NOLAN Projekt.

Publikationen, die im Rahmen des NOLAN-Projekts entstanden sind, sind u.a.:

  • Public-private collaborations in emergency logistics: A framework based on logistical and game-theoretical concepts. Diehlmann, F.; Lüttenberg, M.; Verdonck, L.; Wiens, M.; Zienau, A.; Schultmann, F. (2021). Safety science, 141, Article no: 105301. doi:10.1016/j.ssci.2021.105301.
  • On the combination of water emergency wells and mobile treatment systems: a case study of the city of Berlin. Stallkamp, C.; Diehlmann, F.; Lüttenberg, M.; Wiens, M.; Volk, R.; Schultmann, F. (2020). Annals of operations research. doi:10.1007/s10479-020-03800-8.
  • Intakte Versorgungsketten in Krisenzeiten mit Hilfe öffentlich-privater Partnerschaften - Das Projekt NOLAN. Wiens, M.; Breitbarth, E.; Diehlmann, F.; Gromitsaris, A.; Gross, W.; Lüttenberg, M.; Michalk, K.; Schulte, M.; Schultmann, F.; Zienau, A. (2020). OR news, (69), 39–40.
  • Wenn das Wasser knapp wird. Wiens, M.; Diehlmann, F.; Lüttenberg, M.; Schultmann, F.; Michalk, K.; Gromitsaris, A.; Schulte, M.; Zienau, A.; Breitbarth, E.; Gross, W. (2019). Protector / Ausgabe Deutschland, 47 (7-8), 40–41.


Zugehöriges Institut am KIT: Institut für Industriebetriebslehre und Industrielle Produktion (IIP)
Autoren: Marcus Wiens, Markus Lüttenberg, Florian Diehlmann (Juni 2021)